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Torfabbau muss differenzierter betrachtet werden

Donnerstag, 13. Januar 2011 von Uwe He-Wi

Die NWZ berichtet am 05.01.2011 „Torfabbau: Gemeinde will mehr Einfluss haben“, an dieser Stelle stellt sich für die Grünen in Edewecht die Frage, „was soll mit dem mehr an Einfluss bewirkt werden?“ Um diese Frage beantworten zu können muss zunächst erst einmal geklärt werden, was der eigentliche Identitätsfaktor für unsere Gemeinde ist.

Ist es die sogenannte Kulturlandschaft, die zunehmend durch intensive vor Gülle triefende Grünlandwirtschaft oder ausufernden Maisanbau geprägt ist? Man muss wissen, dass die intensive Landwirtschaft auf Hochmoorstandorten, die gleiche Auswirkung wie das Abtorfen hat. Der Torf zersetzt sich unter der Bearbeitung, setzt immense Mengen

Torfabbau im Vehnemoor

Torfabbau im Vehnemoor

klimaschädliches CO² frei, das Höhenniveau der Landschaft sinkt, die Entwässerungsgräben müssen immer tiefer werden und obendrein gibt es Belastungen durch Gülle, Pflanzenschutzmittel etc. Es ist also anzunehmen, dass die Auswirkungen der intensiven Landwirtschaft langfristig wesentlich schädlicher sind als ein Torfabbau mit anschließender Renaturierung durch Wiedervernässung.

Wenn also die sogenannte Kulturlandschaft als Identitätsstifter ausfallen würde, bleibt eigentlich nur die ursprüngliche Hochmoorlandschaft, die die Aufgabe wahrnehmen kann. Denn womit wirbt ein Dorf bzw. Region beispielsweise um Touristen oder Neubürger, ist es doch die Landschaft, die als identitätsprägendes Merkmal in den Werbeprospekten abgebildet wird. Will man denn künftig nur noch mit Gülle und Mais werben?

Kulturlandschaft in Husbäke

Kulturlandschaft in Husbäke

Die Forderung zum Schutze der Regenwälder als CO²-Speicher ist in aller Munde. Betrachtet man jedoch welche Mengen an CO² durch intensive Landwirtschaft und Torfabbau aus unseren Mooren gepresst wird, sollte man mit solchen Forderung etwas kleinlauter werden und erst mal den Dreck vor der eigenen Haustür fegen.

In diesem Zusammenhang kommt der Begriff „Nachhaltigkeit“ ins Spiel. Die Forstwirtschaft, die von je her generationsübergreifend denken musste, hat schon seit Langem begriffen, dass man nicht mehr abholzen kann als nachwächst. Aus dieser Erkenntnis ist schon vor Jahrhunderten der Begriff „Nachhaltigkeit“ entstanden. Übertragen auf die Torfwirtschaft, man beachte, dass ein Moor pro Jahr 1 Millimeter wächst, ist der Torfabbau längst nicht mehr zeitgemäß.

Man sieht aber auch, dass die Einstellung des Torfabbaus zu Gunsten der Landwirtschaft und Siedlungsentwicklung langfristig nicht die Lösung ist. Wenn Natur- und Klimaschutz und Nachhaltigkeit nicht billige gewissensberuhigende Phrasen bleiben sollen, müssen wir also unsere Hochmoore wiederherstellen, aber wie kann das gehen?

wiedervernässte ehemalige Torfabbaufläche

wiedervernässte ehemalige Torfabbaufläche

Nach derzeitiger Rechtslage ist das paradoxerweise nur durch den Torfabbau möglich. Denn im Landesraumordnungsprogramm hat die Rohstoffgewinnung vor dem Natur- und Landschaftsschutz Vorrang. Ein Zustand, den die Edewechter Grünen nicht mehr zeitgemäß finden. Allerdings kann u.E. die einfache Streichung der Vorranggebiete nicht die Alternative sein. Deutlich wird, dass dringend ein Konzept erarbeitet werden muss, mit dem alle leben können. Auch den Grünen ist klar, ohne Landwirtschaft geht es nicht, auch sind wir nicht so verträumt, dass wir damit rechnen dass über Nacht alle Landwirte Ökobauern werden. Daher ist das im vergangenen Jahr durch die Gemeinden Westerstede, Bad Zwischenahn und Edewecht durchgeführte „Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept“ (ILEK) der richtige Ansatz. In einem der Arbeitskreise des ILEK ging es genau um diese Frage. Als ein Ergebnis aus diesem Arbeitskreis des ILEK resultierte der Auftrag an die Gemeinde Edewecht einen „Runden Tisch“ zu initiieren um alle Betroffene an der Erarbeitung eines tragfähigen Kompromisses zu beteiligen. Und dieser sollte schnellstens einberufen werden.

Neben der Forderung an das Land, das Landesraumordnungsprogramm zeitgemäß zu überarbeiten, muss hier vor Ort dringend beraten werden, wie es mit unserer Landschaft weitergehen soll.

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