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Der Kronprinz ist eine Prinzessin: Tritt Vera Dominke die Nachfolge von zu Jührden an?

Sonntag, 16. Januar 2000 von Uwe M.

mt – Eigentlich sollte die große Enthüllung erst am 80. Geburtstag von Bürgermeister Heinz zu Jührden im Herbst 2000 erfolgen – aber schon jetzt deutet vieles darauf hin, dass die CDU Edewecht einen Nachfolger für den im vierten Jahrzehnt amtierenden Bürgermeister gefunden hat.

Sie erinnern sich: Vor einigen Monaten hat zu Jührden erwartungsgemäß verkündet, zur nächsten Kommunalwahl nicht mehr antreten zu wollen. Seitdem schossen die Spekulationen ins Kraut. Von Rivalitäten in der Fraktion war zu hören, MdB Thomas Kossendey dementierte ein ums andere Mal seine Ambitionen auf dieses Amt. Dabei geht es um einiges: Der Kandidat für 2001 dürfte auch der Kandidat um den hauptamtlichen Bürgermeisterposten sein – diese Wahl findet voraussichtlich im Jahr 2004 statt.

Und nun scheint der Kronprinz gefunden zu sein: Eine Frau. Und auch sonst ganz anders als der Alte. Vera Dominke, 46 Jahre alt, Juristin, die als ehemalige Präsidentin der FH Oldenburg bei der Neuordnung der Hochschullandschaft in Niedersachsen auf der Strecke geblieben war, wurde vorsorglich schon mal zur neuen Vorsitzenden der Edewechter CDU gewählt. In diesem Amt löste sie die freundlich, aber eher bedeutungslos agierende Helge Kahnert ab – kaum anzunehmen, dass diese so ganz freiwillig aus dem Amte schied. Sie hat Platz gemacht für die Neue, der eine Basis für den anstehenden PR-Zug durch Edewecht geschaffen werden muss, um ihre Chancen zu erhöhen. Da sie weder Präsidentin des Ammerländer Schützenbundes ist noch sonstwie erkennbar die typischen Seilschaften einer aufstrebenden Kandidatin mitbringt, wird die Zeit auch langsam knapp.

Nun also präsentiert die CDU eine Frau mit neuen, geradezu staatstragenden Tönen: Interessenvertreterin für die Bürger will sie sein, in einer partnerschaftlich orientierten politischen Kultur. Ideen aus dem anderen Lager sollen ernst genommen werden, so war in einem Personality-Artikel in der NWZ zu lesen (15.1.2000). Das hat es in der hiesigen CDU lange nicht gegeben – führen hier doch bisher eher die Wadenbeißer und Männer fürs Grobe das Wort – während die stille CDU-Mehrheit schweigt (zumindest in der Ratsfraktion). Wie auch immer: Zwischen den Zeilen empfiehlt sich die Wissenschaftlerin für mehr als nur das Amt der Parteivorsitzenden. Und bringt als Juristin mit Verwaltungserfahrung sicherlich eine vorzügliche Visitenkarte mit.

Vera Dominke wird es nicht leicht haben. In über 30 Jahren hat sich in Edewecht das „System zu Jührden“ etabliert – ein solcher Sumpf will erst einmal trocken gelegt sein. Wird sie an den Beziehungen des Alten anknüpfen oder aber aufräumen, wie sie es zur Zeit als Sonderermittlerin an der Medizinischen Hochschule Hannover praktiziert? Wird die Fraktion diese Personalentscheidung mittragen? Oder werden dort erst mal diejenigen Dampf ablassen, die sich jahrelang unter zu Jührden nicht zu bewegen trauten – oder die der Alte einfach nicht zum Zuge kommen ließ? Drohen Zwischenahner Verhältnisse in der Edewechter CDU?

Aus einer Ecke jedenfalls hat Vera Dominke kaum etwas zu befürchten: von der SPD. Deren Fraktionschef Hans Fittje möchte sicherlich auch gern Bürgermeister werden (das will er schon seit Jahren), schafft es aber nicht einmal, in seinen eigenen Laden einigermaßen Ruhe und Geschlossenheit hinzubekommen. Ständig gibt es Reibereien in der Fraktion – und statt mit klaren Profil an die Öffentlichkeit zu treten und sich von der CDU abzusetzen, erweist Fittje sich immer wieder als der größte Anhänger des derzeitigen Bürgermeisters. Ungezählt sind mittlerweile seine Lobesreden auf Heinz zu Jührden im Gemeinderat. Warum also SPD wählen?

Die nächsten Monate in Edewecht versprechen spannend zu werden. Selbstbeweihräucherung im Rahmen der 850-Jahr-Feier, die ungelösten Verkehrsprobleme (und dazu die unbequeme Bürgerinitiative), fehlender Schulraum, das ungebremste Wachstum der Einwohnerschaft und und und: viele Gelegenheiten für Vera Dominke, sich profiliert zu Wort zu melden. Und – wenn man der NWZ glauben darf – in einem anderen Tonfall, als wir es bisher von der CDU gewohnt waren. Werden die eigenen Leute ihr die Chance gönnen?

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