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Elche im Moor

Mittwoch, 28. März 2007 von Hergen Erhardt

Edewechts Grüne befürchten Elche als Hintertür für eine landwirtschaftliche Nutzung des künftigen Naturschutzgebietes Vehnemoor

Im Vehnemoor, im Grenzbereich der Gemeinden Edewecht und Bösel wird großflächig Torf abgebaut. Nach der erteilten Bodenabbaugenehmigung ist als Folgenutzung der Abtorfung eine Hochmoorregeneration vorgesehen.

Der Eigentümer, dem etwa die Hälfte der Abtorfflächen gehört, hat schon oft gegen die Folgenutzung Naturschutz geklagt. Er fordert eine landwirtschaftliche Nutzung. Nun beantragt er, dass nach der Abtorfung dort Elche gehalten werden können. Der Flächeneigentümer gibt sein Vorhaben als Naturschutzprojekt aus. Die Kosten für den notwendigen Zaun soll das Land Niedersachsen, also die Steuerzahler tragen.

Wir befürchten, dass dieses Pseudo-Naturschutzprojekt „Elch“ als Hintertürchen dient, doch noch eine landwirtschaftliche Nutzung durchzusetzen.
Im Mittelpunkt der Entwicklung müssen unseres Erachtens hochmoortypische Pflanzen wie Torfmoos, Wollgras und Sonnentau stehen. Nur durch die richtige Zusammensetzung der Pflanzenarten kann sich auf den abgetorften Flächen wieder ein lebendes Hochmoor entwickeln.

Durch die Errichtung eines Zauns würden die Elche ein- und die Menschen ausgesperrt. Ein sehr privates Jagdrevier. Wir Bürger hätten eine große Möglichkeit des Erlebens von Natur und Landschaft verloren.

Gleichzeitig stellt sich Umweltminister Sander in den Dienst der Landwirtschaft und will weitere Hochmoorflächen spendieren. Das bedeutet einen weiteren Verlust an wertvollen Flächen des Vehnemoores, die zu Maisäckern würden und sich nicht mehr natürlich entwickeln können. Im Handstreich macht er damit die Bemühungen von über 25 Jahren Moorschutz zu Nichte.

Die Gemeinde Edewecht wird dazu demnächst auch Stellung nehmen müssen. Damit müssen auch alle Parteien Edewechts Farbe bekennen: wollen sie noch mehr Maisacker und ein privates Elchgehege oder ein sich natürlich regenerierendes Vehnemoor nach Abschluss der Abtorfung?

Die Grünen in Edewecht sprechen sich auf jeden Fall gegen die beantragten Maßnahmen aus. Wir wollen, dass sich das Vehnemoor wieder natürlich entwickeln kann.

Exkursion in das Vehnemoor

Mittwoch, 21. März 2007 von Hergen Erhardt

Fast 50 Teilnehmer unternahmen mit der Interessengemeinschaft Vehnemoor und den Edewechter Grünen einen fachlich geführten Spaziergang ins Vehnemoor, ein Bericht von Hergen Erhardt

„Tolle Landschaft. Das muss man doch viel mehr Menschen zeigen. Normalerweise kennen wir das Moor ja nur im Torfmullsack.“ So eine der zahlreichen Teilnehmerinnen an der Exkursion ins Vehnemoor, die von der Interessengemeinschaft zur Rettung des Vehnemoores und den Edewechter Grünen veranstaltet wurde.

Rund 50 Teilnehmer erkunden das Vehnemoor

Rund 50 Teilnehmer erkunden das Vehnemoor

Auf unserem sonntäglichen Moorspaziergang haben wir unter fachkundiger Leitung der Biologen Hergen Erhardt aus Edewecht und Hans Georg Fels aus Bösel einiges über den Regenerationszustand der abgetorften Flächen erfahren.
Viele Faktoren müssen zusammenkommen, um aus nackten Torfflächen wieder ein Hochmoor entstehen zu lassen: ausreichende Resttorfmächtigkeit, hoher Wasserstand, keine Nährstoffe. Zusätzlich müssen die typischen Hochmoorpflanzen vorhanden sein oder aus direkter Nachbarschaft einwandern können.

All das ist im Vehnemoor vorhanden. Große zusammenhängende Flächen und in der Mitte das bestehende Naturschutzgebiet „Dustmeer“ mit seiner vielfältigen Flora als Entwicklungskern.

Sonnentau im Vehnemoor

Sonnentau im Vehnemoor

Johannes Preuth von der Interessengemeinschaft berichtetet in seinem geschichtlichen Abriss zur Entwicklung des Vehnemoores, dass
bereits 1991 einige Flächen wie das Dustmeer unter Schutz gestellt wurden.

„Das sieht ja fast wie eine Saline am Mittelmeer aus!“ Die auffällige Kammerung der Vernässungsflächen dient allerdings nicht der Salzgewinnung, sondern der Anhebung und Regulierung des Wasserspiegels. So breiten sich schon nach relativ kurzer Wiedervernässung flutendes Torfmoos und Wollgras aus. Zaghaft versucht der Sonnentau im neuen Lebensraum Fußzufassen. Andere Hochmoorbewohner wie Moosbeere und verschiedene Heidearten sind zum Sprung bereit. Beste Entwicklungschancen für den ursprünglichen Charakter dieser Landschaft: das weite offene Hochmoor.

Dass ein Teil der Fläche demnächst mit Elchen bewirtschaftet werden soll, löst bei uns

wiedervernässte ehemalige Torfabbaufläche

wiedervernässte ehemalige Torfabbaufläche

Unverständnis aus. „Das soll Naturschutz sein? Wir sehen das anders und werden uns für eine echte Renaturierung des Vehnemoores einsetzen“, betont Jack Morin Vorsitzender der Edewechter Grünen.

Um Verständnis warben einige teilnehmende Landwirte: Sie würden gern das Moor tiefpflügen lassen, um es landwirtschaftlich zu nutzen. „Wir wollen nicht dass das Moor für den Maisanbau geopfert wird. Hier soll wie geplant ein Naturschutzgebiet entstehen“, fordert der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Edewechter Rat Heiderich-Willmer. Manfred Meinsen von der Interessengemeinschaft macht deutlich, dass der Boden nicht vermehrbar ist: „Auch anderswo kann ein Landwirt nur wachsen, wenn der Nachbar aufgibt.“

In der recht heftigen Diskussion am Rande der geplanten Wiedervernässungsflächen hatte ein echter Hochmoorbewohner das letzte Wort. Ein Großer Brachvogel überflog die hitzige Runde und beruhigte die Gemüter mit seinem melodischen flötenden Ruf.

Mehr Fotos von der Moorexkursion

Denk’ ich ans Hochmoor in der Nacht …

Sonntag, 18. März 2007 von Hergen Erhardt

Hochmoore waren großräumige Landschaftselemente, die über lange Zeiträume vom Menschen unberührt blieben und unsere Region prägten. Umso drastischer waren die menschlichen Einflüsse in den letzten Jahrhunderten. Selbst in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts, in denen sich allgemein ein Bewusstsein für Umwelt- und Naturschutz verbreitete, sind noch große Bereiche Hochmoor dem industriellen Torfabbau überantwortet worden.

Anders als der Wald, der deutsche Wald, spielt das Hochmoor im öffentlichen Interesse eine untergeordnete Rolle. Es gibt einen Waldschadensbericht aber keinen Moorschadensbericht. Aufgrund der positiven Wirkung auf den Naturhaushalt können seit Rio und Kyoto mit den Wäldern sogar Klimageschäfte gemacht werden.

Hochmoore hingegen sind eins der wenigen landgebundenen Biotope, die der Atmosphäre fortlaufend und dauerhaft Kohlenstoff entziehen und diesen speichern. Wälder können das nicht. Nur in der Wachstumsphase nimmt der Wald mehr CO² auf als er abgibt. Befindet sich der Wald in der Reifephase, nimmt die Freigabe von CO² durch Verrottung zu, die Bilanz zwischen Aufbau und Abbau organischer Substanz ist bestenfalls ausgeglichen.

Im Hochmoor werden abgestorbene Pflanzen durch die sauerstofffreie Ablagerung unter Wasser der Verrottung weitgehend entzogen. Das Hochmoor wächst in die Höhe und wirkt als Kohlenstoffsenke.

Der Mensch hat das Wachstum der Moore gestoppt. Dadurch wird die weitere Ablagerung von Kohlenstoff unterbunden. Aber damit nicht genug: Sobald wir Hochmoor intensiv landwirtschaftlich nutzen oder abtorfen, wird der Torf mit Sauerstoff versorgt und Zersetzung setzt ein, Kohlenstoff wird freigesetzt und zwar in einem Umfang der wenig untersucht ist. Der Kleingärtner kann ein leidiges Lied davon singen. Da kann man Jahr für Jahr sackweise Torfmull in die Beete karren, so dass man streng genommen selbst bereits abbauwürdige Torfvorkommen angehäuft haben müsste. Aber nix da, das Zeug verpufft und löst sich quasi in Wohlgefallen auf.

Was ist nachhaltig daran, von anderen Staaten zu fordern, den Regenwald für ein Klimagleichgewicht zu erhalten, wenn wir unsere effektivste CO²-Senke als Trägermaterial der industriellen Pflanzenproduktion verfrühstücken.

In diesem Zusammenhang ist vielleicht die sogenannte Gaia-Theorie sehr aufschlussreich. Danach wird der Planet Erde als lebender Organismus angesehen und dieses Lebewesen Erde hat den Menschen erfunden, um gerade die abgelagerten Kohlenstoffreserven wieder in den Kreislauf zurückzuholen.

Meine Großeltern siedelten in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts am Küstenkanal. Es begann in einer Hütte aus Torfsoden. Torf wurde gestochen, getrocknet und an die frierenden Bürger Oldenburgs verkauft. Nach der Kultivierung des Unlandes rangen sie und später meine Eltern dieser Landschaft eine Existenz ab.

Denn ersten denn Dod, denn tweeten dei Not, denn drütten dat Brod. Disse Wöör kennt wie aal. Aver stimmt dat denn eegentlich? Tominst för denn veerten giv dat nich mehr veel to doon in’t Moor.

Im Zeitalter von Überproduktion ist es kaum vermittelbar, dass auf Hochmoor Mais angebaut werden muss. In nassen Jahren sehen solche Äcker nach der Ernte wie ein Seitenarm des Grand Canyon aus.

Der Staat hat über einen langen Zeitraum keine Mühen gescheut und manchen juristischen Winkelzug ersonnen, um das ungenutzte Unland unter den segenbringenden Pflug zu bekommen. Siedlungsämter haben landlose Bauern in geländegängige Holzschuhe gesteckt und sie nach Kräften bei der Urbarmachung des Moores unterstützt.

Wenn nur ein Bruchteil des Geldes, das mit dem Raubbau am Moor verdient wurde, jetzt in die Renaturierung flösse, könnten wir sicher blühende Hochmoorlandschaften entstehen lassen.

Wie kann nun die Zukunft im Hochmoor aussehen? Neuer Torfabbau sollte nicht genehmigt werden. Abgetorfte Flächen müssen vernässt werden. Darüber sollte kein Diskussionsbedarf bestehen.

Auch wenn es manche nicht gern hören, Hochmoore sind landwirtschaftlich gesehen Grenzertragsstandorte. Erträge sind nur mit hohem Einsatz an Ressourcen möglich. Maisacker mit Gülleausbringung ist auf Hochmoor weder umweltverträglich noch entspricht es laut Landwirtschaftskammer der ordnungsgemäßen Landwirtschaft.

Landwirtschaft muss auf Hochmoorstandorten extensiv sein, ohne Gülleeinsatz. Nach Möglichkeit sollte Flächen aus der Bewirtschaftung genommen und vernässt werden.

Goldgräberstimmung im Vehnemoor – Sander gibt einen aus

Sonntag, 18. März 2007 von Hergen Erhardt

ein Kommentar zum Besuch des Niedersächsischen Umweltministers im Vehnemoor
von Hergen Erhardt

Der niedersächsische Umweltminister setzt sich für Zerstörung naturschutzwürdiger Hochmoorflächen zu Gunsten einiger Landwirte ein? Ich reibe mir die Augen – Ja, das steht da wirklich! Da stimmt doch was nicht. Herr Sander, wenn Sie das ernst meinen, dann lösen Sie bitte Ihr Ministerium auf. Dann hätten Natur und Umwelt zwar immer noch keine Stimme in der Landesregierung, aber das Land könnte sich einiges ersparen.

Nicht gespart werden soll mit Steuergeldern, wenn es darum geht, Elche im Hochmoor anzusiedeln. Über Jahrzehnte hat der Eigentümer satte Gewinne mit dem Torfabbau erzielt. Jetzt will er dieses fragwürdige Projekt subventioniert bekommen? Das ist schon sehr frech!

Die Hülsberger Bauern haben schon recht, zwischen Naturschutz und Landwirtschaft muss es eine Pufferzone geben. Aber doch nicht noch mehr Landwirtschaft auf den Hochmoorflächen. Die jetzt bewirtschafteten Flächen müssen extensiviert werden, damit die abgetorften Flächen die bestmögliche Renaturierungsmöglichkeit haben.

Die Hochmoore haben sich in Jahrtausenden entwickelt. Innerhalb eines Jahrhunderts haben wir diese blühenden Landschaften zerstört.

Die Gesellschaft, wir müssen uns entscheiden, ob die nachwachsende Generation dieses Stück Heimat erleben kann. Wenn wir auf den schnellen Profit setzen und das Hochmoor tiefpflügen, ist eine natürliche Entwicklungsmöglichkeit endgültig verloren.

Keine weiteren Maisflächen im Vehnemoor!

GRÜNE begrüßen Antrag der CDU

Montag, 05. März 2007 von Uwe He-Wi

Edewechts GRÜNE begrüßen den Antrag zur Energieeinsparung der CDU. GRÜNE wollten Energiemanagement schon 1998, fanden damals aber keine Zustimmung der CDU/FDP Mehrheitsgruppe. CDU scheint nun aufgewacht

Die Meldungen zur drohenden Klimakatastrophe zeigen Wirkung. Sie zeigen allerdings auch, dass der Antrag der 1998 von den GRÜNEN gestellt wurde, nicht aus den Köpfen irgendwelcher Spinner stammt: Die GRÜNEN beantragten bereits im März 1998 ein Energiemanagement für sämtliche gemeindeeigenen Gebäude mit dem Ziel Energie einzusparen und damit den CO²-Ausstoß zu reduzieren . Denn schon damals waren die Folgen eines ungebremsten CO²-Ausstoßes absehbar, viele wollten es jedoch noch nicht wahrhaben. So fand auch der Antrag der GRÜNEN auch keine Mehrheit.

Dr. Angela Merkel (CDU), seinerzeit Ministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, sagte bereits 1995 hierzu: „Effektiver Klimaschutz benötigt Beiträge von uns allen. Vor allem Städte und Gemeinden sind aufgerufen, in diesem Prozess eine tragende Rolle zu spielen.“[1] Wir freuen uns, dass nach nun 17 Jahren dieses Zitat auch in der Edewechter CDU gehör findet. Die CDU kann sich sicher sein, dass wir diesen Antrag wohlwollend begleiten und gegebenenfalls ergänzen werden.

[1] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Hrsg.: Kommunaler Klimaschutz in der Bundesrepublik Deutschland, S. 3, Bonn 1995

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