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Torfabbau: Landkreis ersetzt verweigertes Einvernehmen der Gemeinde

Dienstag, 03. März 2009 von Uwe He-Wi

Wie die Edewechter Grünen es voraussagten, hat der Landkreis das Einvernehmen der Gemeinde Edewecht zum Torfabbau am Roten Steinwegsee ersetzt. CDU/SPD und Bürgermeisterin vertun eine Chance auf eine naturver-trägliche und bürgerfreundliche Lösung. Grüne bezweifeln Ernsthaftigkeit der Ablehnung durch CDU/SPD und Bürgermeisterin.

Diesen Anblick werden Sie bald nur noch im unserem Fotoalbum genießen können!

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Wie von den Grünen befürchtet, hat der Landkreis Ammerland den Torfabbau am Roten Steinwegsee auch ohne die Zustimmung der Gemeinde Edewecht genehmigt. Der Torfabbau wird inklusive Flachwasserzone als sogenanntem Ausgleich für die Naturzerstörung am Ostufer des Sees durchgezogen. Die Mitglieder des Grünen Ortsverbandes Edewecht haben in ihrer jüngsten Sitzung am 03.03.09 erhebliche Zweifel an der Ernsthaftigkeit der ablehnenden Haltung der beiden großen Fraktionen und der Bürgermeisterin hierzu geäußert.

Jedem der einigermaßen mit dem Geschäft der Kommunalpolitik vertraut ist, musste klar sein, dass dies so kommen wird. Denn einzig städtebauliche Bedenken kann die Gemeinde anführen um das Einvernehmen zu solch einem privilegierten Vorhaben zu verwehren. Hier zu führte man an, dass das geplante Vorhaben eine nachhaltige Veränderung des Landschaftsbildes und einen erheblichen Eingriffe in die Natur darstelle, der die am Ostufer vorhandene Vielfalt von Flora und Fauna zumindest erheblich verändern wird. „Welcher Torfabbau verändert das Landschaftsbild nicht und greift nicht erheblich in die Natur ein?“ fragt der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Edewechter Rat Uwe Heiderich-Willmer, „Können wir also davon ausgehen, dass die CDU und die SPD künftig keinem Torfabbau mehr zustimmen wird?“ fragt Heiderich-Willmer weiter.

Am Roten Steinwegsee haben nun die Bagger das Sagen!

Am Roten Steinwegsee haben nun die Bagger das Sagen!

Da es aber so offensichtlich war, dass der Landkreis das Einvernehmen der Gemeinde ersetzen wird, sei an dieser Stelle die Frage gestattet, ob die Mitglieder der CDU/SPD-Fraktion und die Bürgermeisterin wirklich so naiv sind und daran glaubten, dass der Landkreis die Ablehnung der Gemeinde hinnehmen würde? Wenn dem so wäre, wären allesamt fehl am Platze in ihren Ämtern. Da wir allerdings hier nicht von einer grenzenlosen Naivität ausgehen, kommen wir zu dem Schluss, dass es sich um ein klar kalkuliertes Vorgehen handelte: Die großen Parteien und die Bürgermeisterin, deren Ansehen in Friedrichsfehn mit der Genehmigung der gigantischen Naturzerstörung am Roten Steinwegsee, im vergangenen Jahr sehr sehr gelitten hat, glauben jetzt mit der Ablehnung bei den Friedrichfehnern Wählern Punkte sammeln zu können. In dem Wissen, der Landkreis wird die „Drecksarbeit“ für uns schon erledigen. Die CDU kann sich sicher sein, dass ihr Parteifreund Decker trotzdem seinen Reibach machen kann und der SPD und der Bürgermeisterin scheinen die Folgen für einen besseren Stand in der Friedrichsfehner Bevölkerung egal zu sein. Denn anders kann man  das böswillige Missverstehen und Missachten des konstruktiven Antrags der Grünen Fraktion nicht erklären. Dieser Antrag wurde in dem Wissen, dass der Torfabbau kommen wird, gestellt und hätte alle Interessen unter eine Hut bringen können und zusätzlich eine Wertsteigerung der Landschaft und eine Steigerung des Erholungswertes der Landschaft für die Friedrichsfehner nach Abschluss des Torfabbaus Ende dieses Jahres bedeuten können. Diese Chance wurde allerdings durch das durchsichtige und populistische Handeln von CDU/SPD und Bürgermeisterin vertan.

Für die Zufahrt zum Baugebiet werden riesige Mengen Torf, Erde und Sand  ausgetauscht

Für die Zufahrt zum Baugebiet werden riesige Mengen Torf, Erde und Sand ausgetauscht

„Erinnert man sich, das die Grünen seinerzeit die Wahl der Bürgermeisterin Lausch unterstützten, so müssen die Grünen sich heute fragen, ob die Unterstützung heute noch gelten kann“, bemerkt Jack Morin Sprecher der Edewechter Grünen. „Zusammen mit der CDU und der SPD übersieht sie viel zu oft den Naturschutz als Teil der in unserer Zeit notwendig zu beachtenden Nachhaltigkeit“, so Morin weiter.

 

Auch das Vorgehen des Landkreises als Naturschutzbehörde gehört in den Mittelpunkt der Kritik. Die Herstellung der Flachwasserzone als Ausgleichsmaßnahme ist aus fachlicher Sicht nicht hinzunehmen. „Es werden mehr gewachsene wertvolle Strukturen zerstört, als durch die Flachwasserzone geschaffen werden“ bemängelt er Naturschutzexperte der Edewechter Grünen Dipl. Biologe Hergen Erhardt. Das zusätzlich angeführte Sicherheitsrisiko mit der vorhandenen Steilkante ist nicht nachvollziehbar, mit der gleichen Argumentation könnte man die Kreidefelsen an der Ostseeküste wegbaggern. „Es stellt eine unverhältnismäßige Reaktion auf ein vermeintliches Problem dar, die ein wertvolles Landschaftselement zerstört, kritisiert Erhardt weiter. Der riesige und damit ebenfalls unverhältnismäßige Aufwand mit den immensen Torf- und Erdbewegungen stellt vielmehr eine zusätzliche Torfabbaugenehmigung durch die Hintertür dar. Denn mal ehrlich, den dafür ausgebuddelten Torf wird Herr Decker nicht verschenken.

Eine Antwort zu “Torfabbau: Landkreis ersetzt verweigertes Einvernehmen der Gemeinde”

  1. Hergen sagt:

    Es ist vollbracht.

    Nun darf der Investor vom Roten Steinweg ganz amtlich auch den Rest der Natur am Holtsee zerstören. Der Landkreis erfindet extra für ihn ein Sicherheitsrisiko an einer zehn Jahre alten Abbruchkante. Dieses landschaftlich wertvolle Steilufer wird einer „nachhaltigen“ Sicherheit geopfert. Dieses Konstrukt ermöglicht einen nie gekannten, regelwidrigen Turbo-Torfabbau. Es wird nicht wie üblich nur die oberste Torfschicht entnommen. Nein. Die Genehmigenden sind spendabel und genehmigen die Zerstörung des Moorkörpers bis auf den Sand auf 1,8 Hektar.

    Wie sehr vermisse ich die Zeiten, da die Bezirksregierung als Kontrollinstanz dem völlig überforderten amtlichen Naturschutz im Ammerland helfend zur Seite stand.

    Hergen Erhardt

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