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„Zentrum zur Ausbreitung hochmoortypischer Arten“ im NSG Vehnemoor bedroht

Sonntag, 23. Juni 2013 von Uwe He-Wi

Bei einer seine routinemäßigen Begehnungen des Vehnemoores sind Mathias Woltering, Vogelexperte und Mitglied der „Interessengemeinschaft zur Rettung des Vehnemoores„, im nord-östlichsten Teil (ehemals ND Barwischen Meer) des NSG -Vehnemoors einige, fragwürdige Dinge aufgefallen.

Zwischen den landwirtschaftlich genutzten Flächen und dem Naturschutzgebiet (NSG) „Vehnemoor“ existiert keine Pufferzone, das heißt, die Auswirkungen der Landwirtschaft haben direkten negativen Einfluss auf die Moorflächen, die nun durch Kuhlungen unmittelbar am NSG noch verstärkt werden.

Brutstandorte gehen durch Kuhlung verloren

Die Brachvögel brüten u.a. in Mooren und Feuchtwiesen, sie brauchen offene, gut überschaubare Flächen für ihre Gelege. Die großflächigen Kuhlungen zerstören die Brutstandorte diese Vögel. Einer dieser Brutstandorte ist durch eine kürzlich durchgeführte Kuhlung verloren.

Auf dieser, gerade vollendet, gekuhlten Flächen verlor ein Brachvogelpaar sein Brutstandort. Foto: Mathias Wolterink

Auf dieser, gerade vollendet, gekuhlten Flächen verlor ein Brachvogelpaar sein Brutstandort. Foto: Mathias Wolterink

 

Das mit Gülle angereicherte Regenwasser wird durch das NSG, ... Foto: Mathias Wolterink

Das mit Gülle angereicherte Regenwasser wird durch das NSG, … Foto: Mathias Wolterink

 

... um das Barwischen Meer herum abgeführt. Foto: Mathias Wolterink

… um das Barwischen Meer herum abgeführt. Foto: Mathias Wolterink

Problem Gülle, Nährstoffeintrag zerstört Torfmoose

Die Auswirkungen werden durch neu angelegte Entwässerungsgräben noch verschlimmert, die Abwässer der umliegenden landwirtschaftlichen Flächen werden durch das, eigentlich nährstoffarme, Moor abgeleitet. Das Problem ist der Nährstoffeintrag durch Gülle, die über die Entwässerungsgräben in das Moor gelangt. Dies zeigt an einigen Stellen bereits schon direkte Auswirkungen auf die hochmoortypische Vegetation des Barwischen Meers. Die nördlichen Weideflächen liegen höher als die Vernässungsflächen. Der Gülleeintrag fördert das Algenwachstum, welche die Torfmoose ersticken.

Links Torfmoos und am rechten Bildrand Torfmoos von Algen überwachsen. Foto: Mathias Wolterink

Links Torfmoos und am rechten Bildrand Torfmoos von Algen überwachsen. Foto: Mathias Wolterink

 

Der weiße Überzug ist Gülle und läuft ins NSG. Foto: Mathias Wolterink

Der weiße Überzug ist Gülle und läuft ins NSG. Foto: Mathias Wolterink

Kuhlung, Vorbereitung auf noch intensivere Nutzung

Auch am östlichsten Rand ist zu beobachten, dass ein Teil der Ackerflächen gekuhlt wurden bzw. Vorbereitungen getroffen werden.Rund um die Ackerflächen wurden Sandhügel aufgetürmt. Wahrscheinlich vorbereitende Maßnahmen für weitere Kuhlungen.

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Sandaufschüttungen am Rand der Maisäcker (im NSG). Foto: Mathias Wolterink

 

Kuhlung hat bereits begonnen. Foto: Mathias Wolterink

Kuhlung hat bereits begonnen. Foto: Mathias Wolterink

Maisäcker im NSG?

Am östlichen Rand des NSG befand sich ehemals ein Baumschulbetrieb. Der Bereich wird nunmehr als Maisäcker bewirtschaftet, obwohl er zum NSG gehört. Es stellt sich die Frage warum dies geschieht, denn mit dem Erhalt des NSG Vehnemoores hat das nichts zu tun!

Auch hier nahm man offensichtlich die Grenze zum Naturdenkmal nicht sehr ernst. Foto: U. Heiderich-Willmer

Auch hier nahm man offensichtlich die Grenze zum Naturdenkmal nicht sehr ernst. Foto: U. Heiderich-Willmer

Fazit

Durch intensive Landwirtschaft (selbst im NSG) ist im nord-östlichen Bereich ein Verlust einiger Vogelarten zu befürchten. Nach der letzten Kuhlung im nördlichen Bereich ging wieder eine Fläche komplett verloren. Feldlerche, Brachvogel, Kiebitz und andere sind, wenn die letzten Weiden auch noch zerstört werden, in ein paar Jahren dort verschwunden.

Die ehemaligen Baumschulflächen werden nun als Maisäcker bewirtschaftet. Dort hat die Natur nicht einmal eine Chance, sich zu entwickeln. Es stellt sich die Frage, wo der Schwerpunkt eines NSG liegt? Fragwürdig bleiben dabei einige Freistellungen im Verodnungstext zum Naturschutzgebiet „Vehnemoor“, die beispielsweise erlauben Grünland zu Ackerland umzubrechen und die Behandlung mit Pflanzenschutzmittel unter bestimmten Umständen erlauben.

Im Verordnungstext zum Naturschutzgebiet „Vehnemoor“ heißt es weiter: „… der mit dem am östlich en Rand gelegenen „Barwischen Meer“ noch naturnahe Elemente des ursprünglichen Hochmoores aufweist. Beide Flächen bilden damit Zentren für die Ausbreitung hochmoortypischer Arten und Lebensgemeinschaften in die an grenzenden Renaturierungsflächen. Sie sind daher für die langfristige Entwicklung des Gesamtgebietes bedeutsam.“ Im gesamten NSG Vehnemoor existiert nur noch im Bereich Barwisches Meer eine Restpopulation des Moorfrosches, sollten nicht bald Maßnahmen zum besseren Schutz dieser östlichen Spitze des Vehnemoors ergriffen werden, wird dieser Teil in absehbarer Zeit nicht mehr als „Zentrum zur Ausbreitung hochmoortypischer Arten“ geeignet sein.

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