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„Keine weitere industrielle Massentierhaltung im Ammerland genehmigen“

Freitag, 27. Oktober 2000 von Uwe M.

Presseerklärung des GRÜNEN Landratskandidaten und Kreistagsmitgliedes Gerd Langhorst aus Rastede zur illegalen Putenmast in Husbäke

Unter Bezugnahme auf die Berichte der NWZ zur illegalen Putenhaltung in Husbäke, der Errichtung einer Putenbrüterei in Westerholtsfelde und der geplanten Schaffung von 1200 Schweinemastplätzen sowie einer Aufzuchtsanlage für 700 Ferkel in Borbeck nehme ich als Kandidat für die Landratswahl 2001 Stellung:

1.) bezüglich der Gefahren für die Gesundheit der Anwohner and des Schutzes der Ammerländer Bevölkerung insgesamt;

2.) bezüglich des Tierschutzes

3.) bezüglich des Schutzes von Natur and Landschaft and den damit verbundenen nachhaltigen Entwicklungsmöglichkeiten für den Landkreis.

Zu 1:

Der Betrieb von Massentierhaltungsanlagen emittiert mit der Stallluft rund um die Uhr krebserzeugendes und Allergien verursachendes Material (Stäube, Keime, Salmonellen, Schimmelpilze, Endotoxine, Ammoniak und antibiotikaresistente Bakterien) und verursacht damit eine Unmenge von Gefahren für die Gesundheit der Beschäftigten in den Ställen, der anliegenden Bewohner und der Allgemeinheit.

Zu beachten sind die quantitativen Unterschiede zwischen Stallluft aus Rinderhaltung, Schweinehaltung and Geflügelhaltung (Trockenhaltung). Demnach ergeben sich ein bis zu 42facher Staubgehalt, ein 33facher Keimgehalt und ein 52facher Endotoxingehalt der Luft aus Geflügelställen gegenüber der Luft aus Rinderställen. (Quelle: “ Jutta Altmann-Brewe and Dr. Johann Altmann, Verlag Fakten and Wissen „Arbeitsbuch Intensive Tierhaltung“)

Zu 2:

Die Haltung von Puten in industriellen Massentierställen widerspricht einer schon aus ethischen Gründen zu fordernden artgerechten Tierhaltung. Gegen Ende der 20wöchigen Mast können sich die Tiere oft nicht mehr umdrehen oder ohne Behinderung durch ihre Artgenossen hinlegen oder aufstehen. Das enge Beisammensein führt zu Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus. so dass häufig Verletzungen auftreten. Um diesem vorzubeugen, wird schon den Putenküken der Oberschnabel entweder durch Laserstrahl oder mithilfe eines glühenden Drahtes eingekürzt, wodurch eine verhaltensbedingt notwendige Gefiederpflege unmöglich gemacht wird.

Während der ersten 12 Wochen werden den Puten über das Futter und das Trinkwasser Medikamente (u.a. Antibiotika) zugeführt, um Hühnerpest und dgl. zu verhindern. Ferkeln wird der Schwanz kupiert, männliche Schweine werden ohne Betäubung kastriert, Sauen in engen Boxen gehalten…

In diesem Zusammenhang verweise ich auf das Tierschutzgesetz in der Fassung vom 23. Mai 1998, zweiter Abschnitt, Tierhaltung, § 2:

Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,

-muss das Tier seiner Art and seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen and verhaltensgerecht unterbringen;

-darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden;

-muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des Tieres erforderliche Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.

Zu 3.)

Das 1996 vom Kreistag einmütig beschlossene RROP (Regionale Raumordnungsprogramm) sagt in seinen Leitlinien zur Landwirtschaft aus, dass die flächengebundene bäuerliche Landwirtschaft auf der Grundlage einer standortgerechten, ordnungsgemäßen Bodennutzung im Landkreis Ammerland im besonderen Maße zu schützen und zu fördern sei:

„Die flächengebundene bäuerliche Landwirtschaft, die wirtschaftlich effektiv und umweltgerecht produziert und eine artgerechte Nutztierhaltung betreibt, ist im Besonderen zu fördern. Sie hat Vorrang vor in anderer Form ausgeübter Landwirtschaft.“

Darüber hinaus sind in den letzten Jahren vom Kreistag erhebliche Gelder in die Förderung einer zukunftsfähigen Landwirtschaft (AEK, Agrarstrukturelles Entwicklungskonzept)sowie eines umweltverträglichen Tourismus geflossen (Landschaftspark Ammerland, Radwegeprogramm, Schutzhüttenprogramm, Einstellung von Fachkräften für Tourismus, Planung der niedersächsischen Landesgartenschau in Rostrup mit zusätzlichen Landschaftsfenstern in den Gemeinden).

Dieses für den Landkreis nachhaltige Entwicklungskonzept wird durch die Errichtung der geplanten Massentierstalles sowie zu befürchtender weiterer Bauten mit ihren negativen Auswirkungen erheblich gestört. Boden- und Wasserqualität werden durch den in Massen anfallenden Kot beeinträchtigt.

Ausdrücklich weise ich daraufhin, dass das Land Niedersachsen zur Zeit in einer auf 3 Jahre angelegten mehrstufigen Untersuchung Erkenntnisseüber die Ausbreitung und die gesundheitlichen Auswirkungen der Stallluft auf Anwohnerinnen und Anwohner in der Umgebung von Anlagen der industriellen Massentierhaltung gewinnen will. Diese Untersuchung ist wegen der in den benachbarten Landkreisen Cloppenburg und Vechta aufgetretenen Häufung von gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Intensivtierhaltung zustande gekommen.

Die AOK fand schon 1985 heraus, dass der Landkreis Cloppenburg mit tödlichen Atemwegserkrankungen an 3. Stelle in der BRD lag. Eine vom Land finanzierte Erhebung über gesundheitlich Beeinträchtigungen bei Kindern durch Intensivtierhaltung im Oldenburger Münsterland ergab eine doppelt so hohe Zahl der Atemwegserkrankungen wie in anderen Landesteilen.

Ich fordere die für die Genehmigung der o.g. Tierhaltung verantwortliche Landkreisverwaltung (insbesondere die Herren Bensberg und Hollmann) auf, den zweifellos vorhandenen Ermessensspielraum zu nutzen, und keine weitere industrielle Massentierhaltung im Ammerland zu genehmigen, solange nicht die Ergebnisse der o.g. Studie des Landes Niedersachsen vorliegen.

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